Ist der gefährlich? – Nein, ist er nicht!
Wer einen Hund mit Maulkorb führt wird noch immer viel zu oft mit Unverständnis konfrontiert. Neben denen, die meinen der Hund sei extrem gefährlich und einen großen Bogen machen, gibt es da noch die, die „den armen Hund“ bemitleiden und dem Halter Tierquälerei vorwerfen. Warum ist das so?
Ein Hund mit Maulkorb lässt für mich lediglich auf einen verantwortungsbewussten Halter schließen!
Ein Maulkorb ist keinesfalls nur als Schutz vor Beißattacken geeignet. Er kann aus unterschiedlichen Gründen und in diversen Situationen einfach ein weiteres sinnvolles Hilfsmittelt sein.
Grundsätzlich sollte daher jeder Hund früh daran gewöhnt werden, einen Maulkorb genauso selbstverständlich zu tragen wie Halsband und Leine.
Der Hund sollte mit Geduld und positiven Training an das Tragen des Maulkorbs gewöhnt werden, damit er den Maulkorb später entspannt und selbstverständlich in jeder Situation trägt und diesen nicht unangenehm oder als Bestrafung empfindet.
In folgenden Situationen kann ein Maulkorb ein sinnvolles Hilfsmittel sein oder ist sogar vorgeschrieben:
- Tierarztbesuch:
Der Tierarztbesuch ist für viele Hunde sehr aufregend und leider oft mit unangenehmen Erfahrungen verknüpft. Damit Ihr Hund beim Blutabnehmen oder einer unangenehmen Untersuchung nicht zubeißen kann, sichern sich Tierärzte verständlicherweise gerne mit einem Maulkorb ab.
- Bürsten und Krallenpflege:
Für viele Hunde ist die Pflege kein Problem, während es für andere z.B. beim Entfilzen die reinste Tortour ist. Auch in diesem Fall kann es Sinn machen sich durch den Maulkorb vor der Abwehrreaktion (Schnappen, Beißen) des Hundes zu schützen.
- Neu Situationen:
Wenn Sie Ihren Hund noch nicht gut einschätzen können und nicht wissen, wie er in bestimmten Situationen reagiert empfiehlt sich ebenfalls die Verwendung eines Maulkorbs.
- Unsichere Hunde:
Viele ängstliche oder ängstliche Hunde nutzen die Strategie „Angriff ist die beste Verteidigung“ um sich den nötigen Abstand zu verschaffen. Auch hier kann der Maulkorb eine sinnvolle Maßnahme zur Absicherung sein.
- Notfall:
Sollte Ihr Liebling sich verletzt haben zählt jede Sekunde. Damit Sie oder ein anderer Erst-Helfer Ihren Hund in dieser stressigen und schmerzerfüllten Situation versorgen können, kommt auch hier häufig ein Maulkorb zum Einsatz.
- Giftköder:
Immer häufiger liest man in den Medien von Giftköderfunden und leider auch von qualvoll verstorbenen Hunden. Um zu verhindern, dass Ihr Hund einen Fremdkörper aufnimmt ist ein Maulkorb gut geeignet.
- Aggressive Hunde:
Im Umgang mit unverhältnismäßig aggressiven Hunden steht der Selbstschutz und der Schutz der Umwelt an erster Stelle. Der Maulkorb ermöglicht die gefahrlose Auseinandersetzung mit Reizen und abgesichertes Training.
- Listenhund:
Hunde bestimmter Rassen unterliegen in einigen Bundesland der gesetzlichen Verpflichtung zum Tragen eines Maulkorbs.
- Öffentliche Verkehrsmittel:
In vielen Ländern gilt für Hunde in öffentlichen Verkehrsmitteln, auf Bahnhöfen, auf öffentlichen Plätzen o.ä. die Maulkorbpflicht.
Sie sehen also, es macht durchaus Sinn den Hund frühzeitig an einen Maulkorb zu gewöhnen.
Ist der Hund es grundsätzlich gewöhnt hin und wieder einen Maulkorb zu tragen, wird er es auch in den o.g. Situationen problemlos und entspannt tun. Wir vermeiden also zusätzlichen Stress durch präventives Training.
Maulkörbe werden üblicherweise aus folgenden Materialien gefertigt:
- Leder: hochwertig, leicht, guter Tragekomfort, pflegeintensiv, nicht besonders langlebig
- Draht: robust, langlebig, effektiven Schutz, teuer
- Kunststoff: leicht, robust, guter Schutz, günstiger
Der Maulkorb sollte nicht nach optischen Kriterien, sondern nach der Verwendung und der notwendigen Schutzfunktion ausgewählt werden. Der Maulkorb muss Ihrem Hund genau passen und richtig sitzen. Dazu wird die Länge, der Umfang und die Breite der Schnauze ermittelt. Je nach Maulkorb-Ausführung können zusätzlich Halsumfang und Stirnlänge erforderlich sein.
Stellen Sie sicher, dass der Korb groß genug ist um Ihrem Hund essen, trinken, hecheln und gähnen zu ermöglichen. Um den Tragekomfort für Ihren Hund zu erhöhen, sollte der Maulkorb an den entscheidenden Stellen – Nasenrücken – gut gepolstert sein. Ein gut ausgewählter Maulkorb ermöglicht es dem Hund zudem ungehindert über seine Mimik mit Artgenossen zu kommunizieren. Dies ist vor allem für das weitere Training z.B. bei Aggression gegenüber Artgenossen zwingend erforderlich.
Bitte verzichten Sie in jedem Fall auf die Nutzung von Maulschlaufen. Diese sollten wirklich nur im absoluten Notfall verwendet werden. Mit einer Maulschlaufe kann der Hund weder vernünftig kommunizieren noch hecheln oder trinken.
Lassen Sie sich im Fachhandel beraten. Sollten Sie einen Maulkorb zum Schutz vor Beißattacken benötigen, lassen Sie sich bitte von spezialisierten Händlern oder direkt vom Maulkorbhersteller beraten.
Für das Training können Sie zunächst einen günstigen Standard-Maulkorb verwenden und später einen perfekt sitzenden ggf. individuell angepassten Maulkorb auswählen. Das Training sollte Sie kleinschrittig und immer angenehm für Ihren Hund gestalten.
Nachfolgend nur ein grober Überblick über einen möglichen Ablauf. Bitte beachten Sie, dass das Training immer individuell an den Hund und sein Verhalten angepasst werden muss. Ich unterstütze Sie gerne – sprechen Sie mich einfach an!
- Lassen Sie den Maulkorb nach dem Kauf einige Tage immer mal wieder an unterschiedlichen Stellen im Bereich des Hundes liegen. Geben Sie Ihrem Hund die Gelegenheit das Ding zu erkunden und zu begutachten um sich davon zu überzeigen, dass der ungewohnte Gegenstand ungefährlich ist.
- Bauen Sie den Maulkorb einige Tage in Ihre Routine ein. Nehmen Sie den Maulkorb also bewusst zur Hand, wenn Sie sich für den Spaziergang vorbereiten oder andere Aktionen mit Ihrem Hund vorbereiten.
- Beginnen Sie dann damit, Ihrem Hund den Korb hinzuhalten und aus dem Beißkorb zu füttern und/oder diesen regelmäßig mit Leberwurst einzustreichen. So wird der Maulkorb positiv verknüpft.
- In den folgenden ein bis zwei Wochen wird der Hund kleinschrittig an das Tragen des Maulkorbs gewöhnt. Dazu wird der Maulkorb nun nicht mehr Innen mit Futter oder Leberwurst bestückt, sondern nur hingehalten und erst wenn der Hund seine Schnauze hinein steckt wird er gelobt und erhält ein Leckerchen hindurch.
- Im nächsten Schritt wird die Sequenz, in der der Hund die Schnauze im Maulkorb liegen hat, verlängert indem Sie einen Moment warte bevor er gelobt wird und ein Leckerchen hindurch erhält.
- Haben Sie diese Sequenz verlängert, folgt im nächsten Schritt das Schließen des Maulkorbs. Öffnen Sie den Maulkorb jedoch zügig wieder und nehmen ihn ab. Wiederholen Sie die Übung einige Male.
- Erhöhen Sie die Tragezeit Schritt für Schritt und bauen Sie nach und nach Bewegung ein.
Zwingen Sie Ihren Hund niemals dazu den Maulkorb zu tragen und arbeiten Sie ausschließlich mit positiver Bestätigung. Zeigt Ihr Hund Abwehrhandlungen, versucht den Maulkorb mit den Pfoten abzustreifen oder schubbert damit über den Boden oder an Gegenständen entlang, sind Sie im Training zu schnell vorgegangen. Beginnen Sie noch einmal einige Schritte vorher.
Jeder Hund ist einzigartig und benötig unter Umständen eine individuelle Herangehensweise. Ich unterstütze Sie gerne – sprechen Sie mich einfach an!